Der erste große Tiefschlag kommt oft unerwartet und ist besonders schmerzhaft, wenn man ihn in einem fremden Land erlebt. Nachdem wir entschieden hatten, unser Leben in Kanada neu zu beginnen, waren wir voller Hoffnung und Zuversicht. Zahlreiche Bekannte, die bereits nach Kanada ausgewandert waren, hatten uns versichert, dass es einfach sei, einen Job bei großen Firmen wie Walmart, Tim Hortons, Subway oder sogar McDonald’s zu bekommen. Diese Unternehmen stellten angeblich regelmäßig Arbeitsvisa aus, wodurch man eine arbeitgebergebundene Work Permit erhielt. Dies hätte uns nicht nur den Weg zu einem festen Job, sondern auch meinem Partner die Möglichkeit zu einer offenen Arbeitserlaubnis und damit einhergehend das Aufenthaltsrecht in Kanada ermöglicht. Hier findest du mehr Informationen zu den verschiedenen Aufenthaltsgenehmigungen in Kanada.
Aktuell sind wir mit einem sechsmonatigen Urlaubsvisum im Land, was uns jedoch vor Herausforderungen stellt. Da wir weder eine Work Permit noch ein saisonales Zuhause (für das auf unserem Grundstück ein Haus stehen müsste) vorweisen können, dürfen wir unser Hab und Gut, das bereits im Container gelagert ist, nicht nachholen. Dies war jedoch nur der Anfang unserer Herausforderungen.
Die anfängliche Freude war groß, als ich nach nur wenigen E-Mails bereits einen Rückruf und eine Jobzusage erhielt. In all meinen Bewerbungen hatte ich klar erwähnt, dass ich keine Work Permit besitze, und dennoch schien es zunächst, als ob das kein Hindernis wäre. Doch dann kam das böse Erwachen.
Jede der großen Firmen, die uns zuvor von verschiedenen Quellen – darunter auch Personen, die in der Integration tätig sind – als sichere Arbeitgeber empfohlen wurden, erteilte uns eine Absage. Die Regelungen haben sich seit der Pandemie drastisch geändert. Der Prozess, um eine Arbeitsgenehmigung zu erhalten, wurde umstrukturiert und ist nun deutlich komplizierter. Es dauert bis zu neun Monate, bis ein Unternehmen überhaupt erfährt, ob es jemanden einstellen darf. Und selbst während dieses Wartens müssen teure Gebühren entrichtet werden, ohne dass eine Garantie besteht, dass der Antrag letztendlich erfolgreich ist.
Absage folgte auf Absage, und mit jeder weiteren Absage sank unsere Stimmung. Doch wie es so oft im Leben ist, ist dies nur eine von vielen Herausforderungen auf unserem Weg. Es liegt nun an uns, weiterzumachen, neue Wege zu finden und nicht den Mut zu verlieren. Schließlich hatten wir schon damit gerechnet, dass nicht alles auf Anhieb klappen würde.
Der kanadische Bewerbungsprozess: Unterschiede und Besonderheiten
Während wir uns mit den Herausforderungen der Jobsuche in Kanada auseinandersetzen, wurde uns bewusst, dass sich der Bewerbungsprozess in einigen wesentlichen Punkten von dem in Europa unterscheidet. In Kanada wird besonders Wert auf ein kurzes, prägnantes Resume gelegt, das auf ein bis zwei Seiten beschränkt ist und sich ausschließlich auf relevante Erfahrungen konzentriert. Im Gegensatz dazu sind in Europa häufig längere Lebensläufe (CVs) üblich, die detaillierter auf verschiedene Stationen eingehen.
Ein weiterer Unterschied ist, dass Referenzen nicht direkt in der Bewerbung angegeben werden. Stattdessen wird häufig der Vermerk „References available upon request“ genutzt, was bedeutet, dass Referenzen nur auf Nachfrage bereitgestellt werden. Dies hilft, die Privatsphäre der Referenzen zu schützen und gibt dem Bewerber die Möglichkeit, die angegebenen Referenzen im Vorfeld zu informieren.
Zusätzlich wird in Kanada besonderes Augenmerk auf freiwilliges Engagement und Zusatzqualifikationen gelegt. Diese werden in der Bewerbung gerne gesehen und können entscheidend sein, um sich von anderen Bewerbern abzuheben. Schließlich ist die Bewerbung in Kanada in der Regel sehr klar und auf den Punkt gebracht – es wird erwartet, dass alle Informationen prägnant und relevant für die ausgeschriebene Position sind.
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