Dieser Satz begleitet uns schon lange. Er erinnert uns daran, dass jedes Wachstum Zeit braucht. Und dass es nicht immer sichtbar ist. Auch dann nicht, wenn man sich danach verzehrt, endlich anzukommen.
A plant doesn’t rush to grow – it simply stretches toward the light, one leaf at a time
So wie Pflanzen nicht schneller wachsen, nur weil man daran zieht, so lässt sich auch unser Weg nach Kanada nicht beschleunigen. Wir tun, was wir können. Und wir vertrauen darauf, dass alles zu seiner Zeit geschieht – Schritt für Schritt, ein Blatt nach dem anderen.
- und wenn plötzlich alles anders kommt
Als wir das erste Mal nach Kanada eingereist sind, war alles vorbereitet: Job, Lebensplanung, Aufenthaltsstatus. Unsere Tiere hatten wir natürlich bei uns – denn dies sollte der Neuanfang werden.
Doch dann änderte sich das Gesetz. Die ursprünglich geplante Arbeitsstelle konnte uns keine gültige Einwanderungsbasis mehr bieten – und wir standen plötzlich mit leeren Händen da. Darüber hatte ich in diesem Blogeintrag bereits einmal berichtet: Der erste Tiefschlag: Wenn der Traum von Kanada auf die Realität trifft
Unser nächster Versuch: eine Firmengründung in Österreich und Kanada um sich dann selber als Geschäftsführer in Kanada anzufordern. Um die Voraussetzungen dafür zu erfüllen, mussten wir eigens in Österreich eine neue Firma gründen. Diese Firma musste mindestens 12 Monate aktiv bestehen, bevor ein Antrag eingereicht werden durfte.
Wir planten alles exakt – die Fristen, die Dokumente, sogar die Flüge waren so gelegt, dass wir punktgenau einreichen konnten. Ein ganzes Jahr lebten wir mit dem Gedanken: „Das ist der Weg. Es wird funktionieren.“
Und dann, nur drei Wochen vor dem Ziel, wurde der Gesetzestext erneut angepasst. Plötzlich reichte eine Firma mit Sitz in Österreich nicht mehr aus – es wurde ein internationaler Standort verlangt. Damit wurde unser Plan praktisch über Nacht entwertet.
So schnell kann ein Jahr vergehen, in dem man glaubt, man hätte alles im Griff.
So schnell kann ein sicher geglaubter Weg zu einer Sackgasse werden.
Neuer Anlauf – Hoffnung auf das Work Permit
Heute versuchen wir es erneut – mit allem, was wir haben. Die LMIA-Berechtigungen, die zwischenzeitlich entzogen wurden, sind jetzt wieder gültig. Ich bewerbe mich aktuell erneut um eine Stelle, um ein gültiges Work Permit für Kanada zu erhalten. Parallel dazu arbeitet Gernot intensiv an einem Weg über das Startup-Visa-Programm, das unter bestimmten Bedingungen zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung führen kann.
Es fühlt sich oft an, als würde das Ziel immer wieder kurz vor Erreichen wegrücken. Aber wir stehen noch. Wir gehen weiter.

Zwischen zwei Welten – finanziell und emotional
In Österreich haben wir unser Haus behalten. Ein Teil davon ist vermietet – und das hilft enorm: So können wir das fehlende Einkommen für den jeweils in Kanada lebenden Partner ausgleichen und gleichzeitig alle Erhaltungskosten decken. Ohne diese Lösung wäre es uns kaum möglich gewesen, diesen langen Weg finanziell durchzuhalten.
Auch wenn unsere Tiere bereits in Kanada leben – und damit ein Teil unseres Zuhauses – bedeutet der Alltag dennoch Trennung. Wir wechseln uns ab: Wer vor Ort in Kanada ist, arbeitet an Bewerbungen, Aufbau, Netzwerken. Wer in Österreich bleibt, kümmert sich um Haus, Verwaltung und den Rückhalt, den man braucht, wenn man zwischen zwei Kontinenten lebt.
Wiedersehen ist immer auch Abschied – und manchmal fühlt es sich an, als würde man mehr vermissen als erleben. Trotzdem: Wir wachsen. Nicht gegen die Umstände, sondern mit ihnen. Und das fordert viel mentale Stärke – als Einzelpersonen, aber vor allem als Paar.
Rechtskonform bleiben – unser Versprechen an die Zukunft
Uns ist bewusst, wie wichtig es ist, alle Regeln und Gesetze einzuhalten, um unsere Chance auf ein dauerhaftes Bleiberecht nicht zu gefährden.
Wir arbeiten nicht illegal, nehmen keine unzulässigen Leistungen in Anspruch und halten uns streng an die Vorgaben unseres temporären Status.
Dieser Weg ist mühsam – aber es ist der einzig richtige. Denn wir möchten ein legales, ehrliches und langfristiges Leben in Kanada aufbauen.
Aufbruch mit der Hand – Fortschritt mit dem Herzen
Auch wenn es langsam vorangeht – unser Grundstück beginnt zu leben. Wir machen alles per Hand, ohne Maschinen, ohne große Hilfe. Nicht, weil wir es romantisieren – sondern weil wir es uns schlicht nicht leisten können, in größere Anschaffungen oder Aufträge zu investieren, solange nicht sicher ist, ob wir dauerhaft in Kanada bleiben dürfen.
Und trotzdem: Das, was wir im letzten Jahr gesetzt haben, hat den harschen Winter überstanden – und wächst jetzt kräftig weiter.
Viele der Flächen, die wir begonnen haben zu pflegen, sehen heute nicht mehr nach Wildnis aus, sondern nach etwas Nutzbarem. Mehr Grün. Mehr Struktur. Mehr Fruchtbarkeit.
Im Kontrast dazu liegen daneben noch immer jene Flächen, auf denen das Rodungsmaterial des ersten Jahres liegt – sie zeigen uns, wie sehr sich Natur durch Pflege verändert. Und wie erfüllend es ist, dieser Veränderung beizuwohnen.
Ausblick – oder: Warum wir trotzdem weitermachen
Wir wissen nicht, wie lange dieser Prozess noch dauert. Aber wir wissen, warum wir ihn gehen.
Weil wir hier leben wollen. Arbeiten wollen. Geben wollen.
Weil wir an unsere Vision glauben.
Weil wir ankommen wollen – nicht nur geographisch, sondern auch emotional.
Und vielleicht ist genau das der Punkt: Wir sind schon unterwegs.
Wie eine Pflanze, die sich dem Licht entgegenstreckt. Nicht hastig. Aber entschlossen.
Gemeinsam mehr erreichen!
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