Vom Schotter zum Lager – und warum Weitergeben Freude macht

Eine meiner liebsten Kategorien auf Kleinanzeigenportalen ist die Rubrik „Zu verschenken“. Dort stößt man immer wieder auf Dinge, die zwar für ihre bisherigen Besitzer:innen keinen Platz oder Zweck mehr haben, aber noch lange nicht ausgedient haben. Besonders für den Gartenbereich sind diese Angebote oft wahre Schätze: übrig gebliebene Gartensteine, Schotter und Sand von Baustellen, alte Ziegel oder Pflastersteine, die andernorts ausgebaut wurden. Viele dieser Dinge wären sonst vermutlich auf der Deponie gelandet – und genau hier liegt für mich der besondere Reiz.

Wir haben in Österreich schon viele Projekte allein durch solche Funde realisiert. Ein Beispiel: Unser Holzlager brauchte einen festen Untergrund, um bei Regen nicht im Matsch zu versinken. Statt teure Baumaterialien zu kaufen, haben wir über „Zu verschenken“-Anzeigen den gesamten Schotter, Sand und die passenden Steine gefunden – alles kostenlos, zum Selbstabholen. Das Einzige, was es mich gekostet hat, war die Leihgebühr für den Anhänger und meine Arbeitskraft, um das Material zu verladen und vor Ort zu verarbeiten. Am Ende stand ein solides, funktionales Holzlager, das wir ohne diese kostenlosen Angebote vermutlich lange nicht hätten umsetzen können.

Aber es geht nicht nur ums Nehmen. Genauso oft habe ich selbst Dinge eingestellt, die ich nicht mehr brauchte – von Töpfen und Kübeln über übrig gebliebene Baumaterialien bis hin zu Gartengeräten, die in unserem neuen Arbeitsablauf keinen Platz mehr hatten. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass diese Gegenstände nun woanders im Einsatz sind, statt Platz zu blockieren oder im Müll zu landen. Besonders schön finde ich, wenn man kurze Rückmeldungen von den Abholenden bekommt: Fotos, wie die Gartensteine in einem neuen Beet liegen, oder die Nachricht, dass das alte Material nun wieder regelmäßig genutzt wird.

Diese Form des Teilens spart Geld, schont Ressourcen und fördert ganz nebenbei Begegnungen mit Menschen aus der Umgebung. Oft ergeben sich aus der Abholung kleine Gespräche, Tipps und manchmal sogar neue Kontakte. Für mich sind solche Plattformen deshalb weit mehr als nur ein Ort, um Dinge zu kaufen oder loszuwerden – sie sind eine kleine, lebendige Tausch- und Schenkgemeinschaft, in der Geben und Nehmen sich die Waage halten.

Österreich vs. Kanada – Beliebte Kleinanzeigenplattformen im Überblick

Österreich

In Österreich ist Willhaben.at die bekannteste und meistgenutzte Kleinanzeigenplattform. Sie deckt nahezu alle Lebensbereiche ab: von Immobilien und Fahrzeugen über Kleidung und Elektronik bis hin zu Gartengeräten und Baumaterialien.

Laut der Analyseplattform SimilarWeb (Stand Juli 2025) erreicht jedoch Laendleanzeiger.at in der Kategorie „Kleinanzeigen“ (im Originalranking „Classifieds“) die höchste Besucherzahl. Diese Plattform ist besonders in Vorarlberg und dem Westen Österreichs stark vertreten, was erklärt, warum sie trotz geringerer Bekanntheit im Rest des Landes beachtliche Zugriffszahlen erzielt.

Ebenfalls sehr beliebt ist Flohmarkt.at, das nicht nur klassische Kleinanzeigen bietet, sondern auch einen umfangreichen Flohmarktkalender – perfekt für alle, die gern stöbern oder selbst auf Märkten verkaufen.

Nicht zu vergessen: Facebook Marketplace. Hier können Nutzer:innen innerhalb ihrer Social-Media-Umgebung Anzeigen aufgeben oder Artikel suchen. Besonders praktisch ist die Integration in bestehende Gruppen und Freundeskreise, allerdings fehlen oft die Sicherheitstools, die spezialisierte Plattformen bieten.

Kanada

In Kanada ist die Lage klarer: Kijiji.ca ist mit großem Abstand Marktführer im Kleinanzeigensegment. Die Plattform bietet eine moderne Benutzeroberfläche, detaillierte regionale Filter und eine riesige Auswahl an Kategorien. Von Möbeln über Sportgeräte bis hin zu Haustierbedarf – hier findet fast jede:r etwas.

Daneben gibt es Craigslist.org, das international bekannt ist und in Kanada weiterhin treu genutzt wird, auch wenn es optisch und technisch deutlich schlichter daherkommt. Locanto.ca, LesPac.com (vor allem in Québec beliebt) und UsedVictoria.com sind weitere aktive Plattformen, die jedoch im Vergleich zu Kijiji deutlich geringere Reichweiten haben.

Warum SimilarWeb als Quelle?

SimilarWeb ist ein Analyse-Tool, das den weltweiten Internetverkehr misst und Websites anhand von Zugriffszahlen, Nutzerherkunft und Themenkategorien vergleicht. Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen wie Browser-Plugins, Internetdienstanbietern und öffentlichen Datenbanken. Der Vorteil: Man erhält nicht nur einen subjektiven Eindruck, sondern ein objektiv gemessenes Bild der tatsächlichen Nutzung. Für diesen Beitrag nutze ich SimilarWeb, weil es nicht nur die großen, international bekannten Plattformen berücksichtigt, sondern auch regionale Anbieter wie Laendleanzeiger erfasst – und damit einen realistischeren Überblick bietet.

Welche Plattformen gelten als zuverlässig?

Österreich

  • Willhaben – etabliert, klar strukturiert, große Nutzerbasis.

  • Laendleanzeiger – sehr hohe Zugriffszahlen im Westen Österreichs, regional verankert.

  • Flohmarkt.at – übersichtlich, klare Kategorien, plus zusätzlicher Veranstaltungskalender.

  • Facebook Marketplace – praktisch durch Social-Media-Anbindung, aber mit weniger Sicherheitssystemen.

Kanada

  • Kijiji – größte Reichweite, moderne Filterfunktionen, klare Kategorien.

  • Craigslist – einfach und direkt, aber weniger strenge Moderation.

Warnung – So erkennst du Scams

Das Wort „Scam“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Betrug“ oder „Abzocke“. Ursprünglich tauchte es im amerikanischen Sprachgebrauch auf und leitet sich wahrscheinlich von „scamp“ (Gauner, Schurke) ab. Heute wird der Begriff weltweit für betrügerische Machenschaften im Internet verwendet – besonders dann, wenn jemand mit falschen Versprechen, gefälschten Profilen oder unrealistischen Angeboten Geld oder persönliche Daten ergaunern will.

Typische Warnsignale

  1. Viel zu günstiger Preis – Angebote weit unter dem Marktwert sind oft Lockmittel.

  2. Kommunikation außerhalb der Plattform – etwa via WhatsApp, SMS oder externe E-Mails.

  3. Unübliche Zahlungsmethoden – Geschenkkarten, Western Union, Kryptowährungen.

  4. Stockfotos statt eigener Bilder – oft erkennbar mit einer umgekehrten Bildsuche.

  5. Keine Abholung möglich – begründet mit angeblichen Auslandsreisen oder Notfällen.

  6. Links zu externen Seiten – gefälschte Zahlungs- oder Loginseiten.

  7. Luxusgüter zu Dumpingpreisen – besonders bei Elektronik und Tickets ein Warnsignal.

Sicher handeln

  • Immer innerhalb der Plattform kommunizieren.

  • Möglichst persönliche Abholung vereinbaren.

  • Zahlung erst nach Erhalt oder per sicheren Treuhanddienst leisten.

  • Verkäuferprofil prüfen – Dauer der Mitgliedschaft, Bewertungen, bisherige Inserate.

  • Keine sensiblen Daten herausgeben.

Kleinanzeigen als Teil einer nachhaltigen Kultur

Digitale Marktplätze und Tauschbörsen sind weit mehr als nur eine Gelegenheit, günstig einzukaufen. Sie spiegeln eine Haltung wider, die Ressourcen schont und Dinge im Umlauf hält. Was früher achtlos entsorgt wurde, bekommt hier ein zweites Leben – sei es Baumaterial, das neue Wege in einem Garten findet, Möbel, die in einem anderen Zuhause wieder gebraucht werden, oder Alltagsgegenstände, die eine frische Aufgabe bekommen.

Der Vorteil liegt nicht nur im Sparen von Geld, sondern auch in der Möglichkeit, bewusster mit dem eigenen Konsum umzugehen. Wer Dinge weitergibt, verhindert Müll, reduziert den Bedarf an Neuproduktion und trägt damit zu einem nachhaltigeren Alltag bei. Gleichzeitig entsteht durch das Geben und Nehmen eine Form von Gemeinschaft, die weit über den reinen Handel hinausgeht: Begegnungen, Gespräche, gegenseitige Unterstützung.

Ein weiterer Aspekt ist die Unabhängigkeit. Kleinanzeigen bieten Zugang zu Materialien und Gegenständen, die im Handel oft teuer oder gar nicht verfügbar sind. Gerade für Projekte im Garten oder im Haus kann das den entscheidenden Unterschied machen. Man lernt, flexibel zu denken, improvisiert mit dem, was verfügbar ist, und entwickelt eine neue Wertschätzung für Dinge, die sonst vielleicht wertlos erschienen.

So werden Kleinanzeigen zu einem kleinen, aber wichtigen Teil einer Kultur, die Verantwortung übernimmt – für Ressourcen, für die Umwelt und für das soziale Miteinander.

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