Wenn wir einen Garten anlegen, Gemüsebeete planen oder Stauden pflanzen, entscheiden wir meist intuitiv nach Licht, Wasser und Boden. Doch spätestens beim ersten Winter zeigt sich: Manche Pflanzen kommen gut durch – andere verschwinden einfach. Der Grund dafür liegt oft nicht in der Pflege, sondern in einer Zahl, die den Gartenkalender mitbestimmt: die Wachstums- oder Hardiness-Zone.
Diese Zonen bestimmen, welche Pflanzen dauerhaft an einem bestimmten Ort überleben können – vor allem, ob sie einen typischen Winter überstehen. Dabei ist nicht nur der Ort, sondern auch die Höhenlage und das Mikroklima entscheidend. In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie diese Zonen entstanden sind, welche es weltweit gibt – und vor allem: Welche Zone gilt für Cape Breton Island und was bedeutet das für unser Pflanzenjahr?
Was sind Wachstumszonen – und warum sind sie so wichtig?
Wachstumszonen, meist als Hardiness Zones oder USDA-Zonen bezeichnet, sind eine Orientierungshilfe, um die Winterhärte von Pflanzen mit den klimatischen Gegebenheiten eines Ortes abzugleichen. Die Grundlage bildet dabei die durchschnittlich tiefste Wintertemperatur, die in einem Gebiet innerhalb von 30 Jahren gemessen wurde. Das Prinzip: Pflanzen, die diese Tiefstwerte aushalten, sind dort winterhart – alle anderen brauchen Schutz oder sollten nicht ausgepflanzt werden.
Diese Information hilft:
bei der Auswahl geeigneter Arten und Sorten
beim Planen von Blühphasen und Erntezeitpunkten
beim langfristigen Aufbau eines robusten, mehrjährigen Gartens
Ursprung und Entwicklung: Wer hat die Zonen festgelegt?
Die erste bekannte Einteilung klimatischer Zonen nach Pflanzenhärte stammt von Alfred Rehder am Arnold Arboretum (Harvard), der 1927 eine achtstufige Zonenkarte für Nordamerika entwickelte. Die Idee wurde von Donald Wyman 1938 erweitert. 1960 veröffentlichte schließlich das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) eine flächendeckende Hardiness-Zonenkarte – seither weltweit das bekannteste Modell.
In den Jahren 1990, 2012 und zuletzt 2023 wurde die Karte umfassend überarbeitet. Heute fließen präzise Wetterdaten aus über 13.000 Stationen und moderne GIS-Modelle (PRISM) in die Berechnung ein. Die Karten gelten mittlerweile als Standard für Gärtner:innen, Baumschulen, Saatgut- und Pflanzenanbieter weltweit – und werden auch in Europa, Kanada, Asien und Australien verwendet oder angepasst.
Wie ist das System aufgebaut?
Die USDA-Zonen sind in 13 Hauptzonen unterteilt (1–13), jede mit einem Temperaturbereich von 5,6 °C. Diese werden wiederum in Subzonen a und b unterteilt, die sich jeweils um 2,8 °C unterscheiden. Daraus ergeben sich 26 Einzelzonen, die weltweit vergleichbar sind.
Zone | Min. Temperatur (°C) | Regionale Beispiele | Klimatyp |
---|---|---|---|
1a | < –48,3 | Nordostgrönland, innerstes Sibirien | Polar / Permafrost |
1b | –48,3 bis –45,6 | Nordkanadische Inseln, arktische Hochlagen | Polar |
2a | –45,6 bis –42,8 | Nördliches Alaska, Nordwest-Territorien (Kanada), nordöstliches Sibirien | Subpolar / Tundra |
2b | –42,8 bis –40,0 | Zentrales Yukon, nördliches Norwegen | Subpolar |
3a | –40,0 bis –37,2 | Südalaska, nördliches Manitoba, Teile Lapplands | Boreal |
3b | –37,2 bis –34,4 | Südnorwegen, Mittelschweden, südl. Alberta, südliches Sibirien | Boreal / kalt-gemäßigt |
4a | –34,4 bis –31,7 | Südliches Kanada, Baltikum, südliches Finnland | Kühl-gemäßigt |
4b | –31,7 bis –28,9 | Baltikum, zentrale Ukraine, Inlandskanada | Kühl-gemäßigt |
5a | –28,9 bis –26,1 | Österreichische Alpen, Polen, Neuengland, Mongolei | Gemäßigt kontinental |
5b | –26,1 bis –23,3 | Süddeutschland, Tschechien, Nordjapan, Nordchina | Gemäßigt |
6a | –23,3 bis –20,6 | Südkanada (z. B. Cape Breton), Schweiz, Slowenien, Nordkorea | Gemäßigt bis kühl-maritim |
6b | –20,6 bis –17,8 | Frankreichs Zentrum, Norditalien, Südkorea, Südkanada (Toronto) | Gemäßigt / maritim |
7a | –17,8 bis –15,0 | Atlantikküste Europas, Südengland, südlicher Balkan, südlicher Kaukasus | Milde Winter / maritim gemäßigt |
7b | –15,0 bis –12,2 | Südwestfrankreich, Nordspanien, Schwarzes Meer, Nordneuseeland | Maritim mild |
8a | –12,2 bis –9,4 | Südeuropa (Toskana, Andalusien), Südwest-USA, Südchina, Australien (Hochland) | Mediterran / warm gemäßigt |
8b | –9,4 bis –6,7 | Südportugal, Küste Kaliforniens, Südjapan, Südneuseeland | Mediterran / Subtropisch |
9a | –6,7 bis –3,9 | Südspanien, Zentralkalifornien, Südchina, südliche USA (Texas, Georgia) | Subtropisch |
9b | –3,9 bis –1,1 | Süditalien, Nordafrika, Florida (zentral), Nordindien | Subtropisch / Trocken |
10a | –1,1 bis +1,7 | Süditalien (Küstenregionen), Südflorida, Israel, südliche Kanarische Inseln | Subtropisch / feucht |
10b | +1,7 bis +4,4 | Südflorida, südliches Mexiko, südliche Mittelmeerinseln, Südchina | Subtropisch / feucht |
11a | +4,4 bis +7,2 | Karibik, Südküste Indiens, Ostküste Madagaskars, Küste Brasiliens | Tropisch / saisonal |
11b | +7,2 bis +10,0 | Tropischer Regenwald, Tiefland-Kolumbien, Westafrika | Tropisch / ganzjährig warm |
12a | +10,0 bis +12,8 | Äquatornahe Zonen (Amazonas, Indonesien, Zentralkongo) | Tropisch heiß / feucht |
12b | +12,8 bis +15,6 | Sumatra, Teile Papua-Neuguineas, Äquatorregionen Südamerikas | Tropisch konstant warm |
13a | +15,6 bis +18,3 | Äquatorhöhenlagen, südlichste Inseln (z. B. Galapagos, Seychellen, Andamanen) | Äquatorial heiß & stabil |
13b | > +18,3 | Tiefland Äquatorregionen, Wüstenränder tropischer Breiten | Tropisch / heiß, arid oder feucht |
🧭 Wie man die Zonen interpretiert
Zonen 1–4: Für die meisten Nutz- und Gartenpflanzen zu kalt. Nur extrem winterharte Arten überleben. Meist nur unter Glas/Schutz gärtnerisch nutzbar.
Zonen 5–7: Der klassische Bereich der mitteleuropäischen Gartenkultur – vielfältige Obst-, Gemüse- und Staudenwahl.
Zonen 8–10: Mediterrane und subtropische Zonen. Zitrus, Feige, Olive, Rosmarin wachsen problemlos im Freiland.
Zonen 11–13: Frostfreie Gebiete – tropische Landwirtschaft ganzjährig möglich. Begriffe wie Winter oder Frost spielen kaum noch eine Rolle.
🌿 Unsere Zone: Cape Breton Island (Zone 6a)
Cape Breton liegt auf etwa 46° nördlicher Breite und gehört laut kanadischer Klimazonenkarte zu Zone 6a, mit wärmeren Küstenbereichen in 6b. Das heißt konkret:
Minimale Temperaturen: –23,3 °C bis –20,6 °C
Frostfreie Periode: ca. 150–180 Tage (Mai–Oktober)
Niederschlag: ganzjährig hoch, Frühjahr und Winter oft nass
Vegetationsperiode: eher kurz, aber durch Mikroklimata dehnbar
Cape Breton ist damit ein Standort mit Herausforderungen – aber auch mit Potenzial. Typische Pflanzen für Zone 6a sind:
Obst: Apfel, Birne, Pflaume, Aronia, Holunder
Beeren: Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren
Wurzelgemüse: Karotten, Rote Bete, Pastinaken, Topinambur
Kohlgewächse: Brokkoli, Grünkohl, Chinakohl, Rosenkohl
Kräuter: Minze, Salbei, Kamille, Zitronenmelisse
Wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten, Kürbis, Auberginen oder Feigen sind möglich – mit Tricks: Südlage, schwarze Mulchfolie, Frühbeete oder Folientunnel verlängern die Saison spürbar. Auch Weinstöcke oder Feigen an geschützten Hauswänden sind keine Seltenheit.
Tipp: Auf Cape Breton lohnt es sich besonders, mit Mikroklimata zu arbeiten. Südwände, windgeschützte Senken oder steinige Böschungen können oft bis zu eine ganze Zone wärmer sein.
Wichtig ist auch der richtige Winterschutz: viele Kräuter, Stauden oder Jungsträucher überstehen die kalte Jahreszeit besser mit Mulch, Tannenzweigen oder Frostschutzvlies. Windschutz durch Hecken, Böschungen oder Flechtzäune ist fast unverzichtbar.
Fazit: Zone 6a ist rau, aber voller Möglichkeiten
Wer seinen Garten gut kennt, kann hier viel mehr kultivieren, als die offizielle Zone zunächst vermuten lässt.
Cape Breton ist kein tropisches Paradies – aber es ist auch keine Pflanzwüste. Wer sich auf die Bedingungen einstellt, passende Sorten wählt und die natürlichen Gegebenheiten nutzt, kann in dieser Zone einen fruchtbaren, vielfältigen Garten gestalten. Zone 6a verlangt Respekt – aber sie schenkt auch Tiefe, Rhythmus und echte Verbindung mit dem Wandel der Jahreszeiten.
📚 Quellen
🔬 Fachliche Grundlagen & Klimadaten:
United States Department of Agriculture (USDA)
→ USDA Plant Hardiness Zone Map (2023)
https://planthardiness.ars.usda.govAgriculture and Agri-Food Canada
→ Canadian Plant Hardiness Zones
https://www.planthardiness.gc.caNatural Resources Canada – CANSIS
→ Plant Hardiness Zones in Canada (PDF Poster)
https://sis.agr.gc.ca/cansis/nsdb/climate/hardiness/plant_poster.pdfUSDA PRISM Climate Group
→ Methodik zur Zoneneinteilung & GIS-Daten
https://prism.oregonstate.edu
🗺 Historische Entwicklung & Systematik:
Wikipedia (EN): Plant Hardiness Zone
https://en.wikipedia.org/wiki/Hardiness_zoneWikipedia (DE): USDA-Klimazonen
https://de.wikipedia.org/wiki/USDA-KlimazonenT. Packer (Medium.com):
An Illustrated History of America’s Plant Hardiness Zones
https://tpacker25.medium.com/an-illustrated-history-of-americas-plant-hardiness-zones-with-a-closing-look-at-one-north-carolina-county-694dd2185803Illinois Extension: Climate Change and USDA Zones
https://extension.illinois.edu/blogs/garden-scoop/2018-12-27-climate-change-and-usda-plant-hardiness-zones-part-one- LSU Ag Center:
How USDA Zone Maps Are Created
https://www.lsuagcenter.com/articles/page1700577699742
🌍 Regionale Beispiele & Anwendungen:
Plantmaps.com:
Interactive Hardiness Zone Map (Nova Scotia)
https://www.plantmaps.com/interactive-nova-scotia-plant-zone-hardiness-map.phpHalifax Seed (NS):
Gartenbau-Infos zur Zone 6a/b in Nova Scotia
https://www.halifaxseed.ca/tips/hardiness-zonesGardening in Canada:
Hardiness Zones and Plant Selection in Canadian Gardens
https://gardeningincanada.net/garden-hardiness-zones-in-canadaBHG.com (Better Homes & Gardens):
Understanding the New USDA Zone Map (2023)
https://www.bhg.com/new-hardiness-zone-map-8404968- Plantagreenhouses.com:
What Zone is Nova Scotia In?
https://plantagreenhouses.com/blogs/planting-zones/nova-scotia
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