Schon bevor wir nach Kanada zogen, haben wir uns intensiv mit der Idee beschäftigt, eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Besonders Gernot hat sich bereits seit Jahren mit der Idee der Permakultur auseinandergesetzt und sie auf kleiner Fläche in Österreich ausprobiert. Auf weniger als 300 m² konnten viele permakulturelle Ansätze integriert werden, jedoch zeigte sich, dass es auf solch kleiner Fläche nicht möglich ist, ein dauerhaft selbst regulierendes System aufzubauen, in das man nicht regelmäßig eingreifen muss. Der Platz reicht einfach nicht aus, um ein stabiles, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu schaffen.

Der Blick von der Terrasse im Verlauf von mehreren Jahren.
In Österreich haben wir uns dabei hauptsächlich auf Beeren und speziell für kleine Gärten gezüchtete Säulen-Obstbäume konzentriert. Diese platzsparenden Bäume eignen sich besonders gut für begrenzte Flächen, da sie nur wenig Raum benötigen, aber trotzdem eine gute Ernte liefern. Besonders spannend war der Versuch, vertikale Flächen für Pflanzen wie Himbeeren, Brombeeren und Kiwi zu nutzen, um auch in kleinen Gärten das maximale Potenzial auszuschöpfen.
Was ist Permakultur?
Permakultur ist ein umfassendes Konzept, das darauf abzielt, ein nachhaltiges, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu schaffen, das im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen steht. Es geht nicht nur um die Lebensmittelproduktion, sondern um das gesamte Design von Lebensräumen, die sowohl Menschen als auch der Natur zugutekommen.
Ein wesentliches Prinzip der Permakultur ist die Diversität. In einem permakulturellen System gedeihen verschiedene Pflanzenarten nebeneinander, was ein stabiles Ökosystem schafft, das widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankheiten ist. Chemische Dünger und Pestizide sind nicht erforderlich, da die Pflanzen sich gegenseitig unterstützen und die Bodengesundheit gefördert wird.
Ein weiteres zentrales Element ist das Wassermanagement. Die natürliche Wasserzirkulation wird optimiert, indem man Teiche, Mulden oder Regenwassersysteme anlegt, die Trockenperioden überstehen und das Risiko von Überschwemmungen minimieren.
Zudem ist die Schaffung von geschlossenen Kreisläufen ein Grundprinzip der Permakultur. Abfallprodukte, wie Pflanzenreste, werden wieder in den Boden eingearbeitet, um die Fruchtbarkeit zu erhalten, und dadurch wird der Bedarf an externen Inputs minimiert. Auf lange Sicht werden die Böden dadurch immer fruchtbarer, was die Produktivität steigert.
In einigen Permakultursystemen werden auch Tiere wie Hühner oder Schafe eingesetzt, um den Boden zu düngen und unerwünschte Pflanzen zu kontrollieren. Wir planen jedoch eine Permakultur ohne Nutztiere. Wildtiere sind in unserem System willkommen, da sie helfen, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren.
Ab welcher Fläche lohnt sich Permakultur?
Die Mindestfläche, auf der Permakultur sinnvoll umsetzbar ist, wird oft mit 500 m² bis 1000 m² angegeben, da auf dieser Fläche genügend Raum für verschiedene Pflanzenarten, Wasserauffangsysteme und natürliche Kreisläufe zur Verfügung steht. Allerdings sollte beachtet werden, dass die Größe des Grundstücks nicht der einzige Faktor ist – es kommt ebenso darauf an, wie effizient die Fläche genutzt wird. Größere Projekte mit mehreren Hektar bieten selbstverständlich noch mehr Flexibilität, um ein breites Spektrum an permakulturellen Prinzipien zu integrieren.
Hier ein paar Eindrücke von der Ernte die uns unser kleiner Garten immer wieder geschenkt hat. Der Sanddorn hat ab dem dritten Jahr angefangen uns reichlich zu Beschenken, von den Zwetschken habe ich irgendwie nie ein Foto gemacht, dafür umso mehr von unseren Tomaten, Chili, Paprika und verschiedenen Beerensorten. Wer genau hinsieht, kann auch entdecken, dass Diana einige der geernteten Beeren direkt einer Qualitätskontrolle unterzieht.
Der Waldgarten – ein Paradies für Mensch und Natur
Ein Waldgarten ist eine besondere Form der Permakultur, die darauf abzielt, die Schichten eines natürlichen Waldes nachzubilden. Im Gegensatz zur klassischen Permakultur, die auf landwirtschaftlichen Flächen angewendet wird, folgt der Waldgarten einem spezifischen Muster, bei dem verschiedene Pflanzen in vertikalen Schichten angeordnet werden.
Während die Permakultur auf das Zusammenspiel von verschiedenen Elementen abzielt – von Pflanzen, Tieren bis hin zu Menschen – konzentriert sich der Waldgarten auf die Schichtung der Pflanzen. Diese Methode zielt darauf ab, den Raum optimal zu nutzen, indem hohe Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen und Bodendecker in Harmonie miteinander wachsen. Jede Schicht übernimmt eine spezifische Rolle im Ökosystem, wodurch eine natürliche Zusammenarbeit der Pflanzen gefördert wird.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Fokussetzung: In der Permakultur werden auch Elemente wie Wassermanagement, Tierhaltung und die Nutzung von Energiequellen mit einbezogen. Der Waldgarten hingegen ist primär ein pflanzlicher Ansatz, der sich an den Wachstumsbedingungen eines Waldes orientiert und Pflanzen in einem natürlichen Lebensraum nachbildet.
Ein solcher Waldgarten besteht aus mehreren Ebenen:
- Baumschicht: Obstbäume oder Nussbäume bilden das Rückgrat des Gartens.
- Strauchschicht: Beerentragende Sträucher wie Himbeeren oder Johannisbeeren.
- Krautschicht: Kräuter und Gemüsepflanzen wie Minze oder Salbei.
- Bodendecker: Pflanzen wie Walderdbeeren, die den Boden vor Austrocknung schützen und Unkraut unterdrücken.
- Kletterpflanzen: Bohnen oder Kiwi nutzen die vertikale Fläche und tragen zur Ernte bei.
Vorteile der Permakultur
- Biodiversität: Die Vielfalt der Pflanzen zieht Nützlinge an und stabilisiert das Ökosystem.
- Weniger Pflegeaufwand: Nach der Etablierung erfordert ein Waldgarten wenig Pflege, da die Pflanzen sich gegenseitig unterstützen.
- Klimafreundlich: Durch den Verzicht auf chemische Hilfsmittel und die Förderung von Biodiversität wird das Klima geschützt.
- Selbstversorgung: Ein Waldgarten bietet eine große Vielfalt an essbaren Pflanzen und trägt zur Selbstversorgung bei.
Betreffend Vielfalt, habe ich hier 2 Videos aus verschiedenen Jahren ausgegraben, die eigentlich nur den Zweck hatten, meiner Oma den Fortschritt im Garten zu zeigen (wie ihr am Text im Video merken werdet). Sich aber nun auch hervorragend dazu eignen euch zu zeigen, wie viel Vielfalt auf kleiner Fläche möglich ist.
Nachteile der Permakultur
- Lange Anlaufzeit: Es kann mehrere Jahre dauern, bis ein Waldgarten Erträge liefert.
- Hohe Anfangsinvestitionen: Die Planung und Anschaffung der Pflanzen erfordert anfangs hohe Kosten.
- Unterschiedliche Ertragsentwicklung: Während die Erträge in der Anfangsphase oft geringer sind als bei konventionellen Monokulturen, können permakulturelle Systeme langfristig durch ihre nachhaltige Bodenbewirtschaftung produktiver werden.
Permakultur vs. Konventionelle Landwirtschaft
Langfristig bietet die Permakultur viele Vorteile, insbesondere was die Nachhaltigkeit und die Bodenfruchtbarkeit betrifft. Mit der Zeit können die Erträge von permakulturellen Systemen sogar höher sein, als die der konventionellen Landwirtschaft, da der Boden fruchtbarer wird und keine künstlichen Inputs erforderlich sind.
Konventionelle Landwirtschaft hat jedoch auch Vorteile:
- Höhere kurzfristige Erträge: Monokulturen können auf kleiner Fläche große Mengen produzieren.
- Effizienz: Durch den Einsatz von Maschinen und Chemikalien lassen sich große Flächen mit relativ wenig Arbeitsaufwand bewirtschaften.
- Planungssicherheit: Wetterunabhängige Methoden wie Bewässerung und Düngung ermöglichen weitgehend konstant hohe Erträge, unabhängiger von natürlichen Schwankungen.
Warum wir uns für Permakultur entschieden haben
Unser Ziel ist es, ein System zu schaffen, das langfristig mit minimalem Aufwand funktioniert. Wir möchten ein ökologisches Gleichgewicht erreichen, das Schädlinge wie Erdflöhe oder Blattläuse in Schach hält und natürliche Feinde fördert. Dadurch hoffen wir, die Notwendigkeit ständiger Eingriffe zu minimieren und gleichzeitig einen Lebensraum für hier vor Ort bedrohte Arten wie die Schwalbe und Fledermäuse zu schaffen.
Langfristig planen wir, ein Vorzeigeprojekt zu entwickeln, das nicht nur uns ernährt, sondern auch anderen als Inspiration dient. Durch Führungen und Selbsternten, ähnlich wie in Erdbeerfeldern oder auf Bauernhöfen in Österreich, möchten wir Besuchern die Möglichkeit bieten, direkt in das System einzutauchen.
Deine Gedanken?
Hast du selbst schon einmal Erfahrungen mit der Anlage eines Waldgartens oder einer Permakultur gemacht? Vielleicht hast du Tipps, die dir beim Aufbau eines nachhaltigen Gartens geholfen haben? Wir würden uns freuen, von dir zu hören! Teile deine Ideen oder Fragen mit uns – der Austausch mit unserer Gemeinschaft ist uns sehr wichtig.
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